Donnerstag, Januar 06, 2011

 

Milliardenboni fließen in Luxusgüter

An der Wall Street hört die Gier nie auf - ARD

Im Januar fließen an der Wall Street wieder Bonuszahlungen in Milliardenhöhe an Banker und Börsenhändler. Diese kennen keine Bescheidenheit und kaufen sich Sportwagen, Luxusimmobilien und teure Uhren. Nur auffallen wollen sie nicht.

Von Georg Schwarte, NDR-Hörfunkstudio New York

Milton Pedraza ist das, was man ein Barometer für alles nennen kann, was schön reich und teuer ist. Er ist der Vorstandschef des New Yorker Luxury-Institutes, kennt die Luxus-Trends und weiß gerade jetzt im Januar auch um die Befindlichkeiten seiner Klientel: der Banker und Börsianer. Der Januar nämlich ist traditionell der Bonus-Zahltag. Und die Finanzkrise war gestern.

Der gemeine Banker jedenfalls, sagt Pedraza, habe sich von dem Krisenjahr 2008 auf seine ganz spezielle Art erholt. "Sie sind allenfalls noch ein bisschen durcheinander und deshalb werden sie ihren Bonus dieses Jahr wohl etwas konservativer anlegen", meint er.

Luxus genießen ohne aufzufallen

Frontansicht eines Ferrari F50 (Foto: picture-alliance / dpa)Großansicht des BildesDie Banker lieben immer noch Luxus-Sportwagen wie den Ferrari.Was nach neuer Bescheidenheit nach der desaströsen Finanzkrise 2008 klingt, ist allerdings eher eine Wall-Street-spezifische Art, unauffälliger zu genießen. "Die lieben ihren Ferrari oder Lamborghini immer noch, aber sie wählen dieses Jahr vielleicht keinen roten oder gelben, sondern eine eher gedeckte Farbe", so der Luxus-Experte. Banker und Börsianer haben also aus der Krise gelernt. Das neue Motto lautet: Hau' den Bonus raus, aber fall' bloß nicht auf. "Die Bonus-Bezieher lieben wie früher ihre Privatjets, Jachten, aber sie sind etwas diskreter und protzen damit nicht mehr vor denen, die weniger haben", sagt Pedraza.

20,3 Milliarden Dollar an Bonuszahlungen gab es im vergangenen Jahr allein an der Wall Street. Dieses Jahr, sagen die Unternehmen, wird es mehr werden. Deutlich mehr. Und weil nicht jeder junge Banker gleich eine Jacht kaufen will, reiben sich dieser Tage die New Yorker Immobilienmakler die Hände. "Klare Sache", sagt Goldine Eismann, eine Maklerin aus New York, "das Comeback ist da. Der Markt ist deutlich besser als vor einem Jahr." Sie findet das klasse, denn - alte Regel: "An der Wall Street hört die Gier nie auf", sagt die ältere Dame und lacht beim Blick auf ihre Immobilienverkäufe.

Konservative "Bonus-Babies"

Weil vor allem die jungen Banker, die "Bonus-Babies", konservativer geworden sind, stecken sie dieses Jahr ihre Dollars in Langfristiges wie beispielsweise Immobilien - echte Bonus-Schnäppchen eben. "Wir reden hier über eine Million Dollar. Dafür kriegst Du ein großartiges Ein- oder immerhin ein hübsches Zwei-Zimmer-Appartment", sagt Pedraza.

Straßenschild der New Yorker Wall Street vor US-Flaggen (Foto: picture-alliance/ dpa)Großansicht des BildesAn der Wall Street kann von Bonus-Bescheidenheit keine Rede sein.Aber weiterhin gilt: Die traditionellen Luxus-Klassiker seien nach wie vor auch die beliebtesten Bonus-Spielzeuge. Teure Uhren, teure Autos, und natürlich teurer Schmuck. "Ist doch so viel schöner, jemandem, den man liebt, einen Diamanten von Cartier oder Tiffany zu schenken, als irgend einen 'No-Name-Stein'", sagt Pedraza.

Also ist alles schon fast wieder wie immer an der Wall Street. Bonus-Bescheidenheit war gestern. Dass die knapp 12.000 US-amerikanischen Mitarbeiter von Ikea dieses Jahr jeweils ein Mountainbike als Bonus bekommen haben, ist für die Wall Street kein Vorbild. Hier gibt es das Mountainbike allenfalls auf dem Dachgepäckträger - in Kombination mit einem 170.000 Dollar teuren Audi R 8.

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