Montag, November 29, 2010

 

Wie kommt der Mittelstand mit Basel III noch an Kredite?

Werden die gegenwärtigen Empfehlungen der Bank For International Settlement für Basel III umgesetzt, werden viele Banken mehr Kapital benörigen, um den neuen Anforderungen zu genügen. Die Alternative für viele Banken wird sein, sich von Kreditnehmern zu trennen, die mit grösseren Risiken verbunden sind. Für mittelständische Unternehmen dürfte das bedeuten, dass die Messlatten für Kredite höher liegen werden. Sie sollten deshalb genau prüfen, wie ihre Hausbank mit Basel III dasteht und wie sie selbst das Risiko streuen, indem sie mit mehreren Banken zusammenarbeiten.

Vor wenigen Tagen hat die BIS aus dem sogenannten Basler Ausschuss neue Empfehlungen für die Bankenregulierung veröffentlicht. Das Stichwort dazu: Basel III. Viele Unternehmen verbinden damit, wie schwer oder wie leicht sie sich in Zukunft tun, wenn sie von ihrer Hausbank einen Kredit wollen. Einige Experten sagen, dass das Geld bei den Banken durch Basel III knapper werden könnte und die Hürden für Kredite, insbesondere für mittelständische Unternehmen, höher werden dürften. Worum geht es genau?

Banken werden mehr Eigenkapital und Liquiditätspuffer benötigen

Basel III wird Banken zwingen, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. Sie schränken so deren Spielraum ein, riskante Geschäfte zu tätigen. Die Banken müssen mehr Eigenkapital vorweisen. Dieses Kapital ist für die Bank jederzeit verfügbar, um Verluste auszugleichen. Bislang lag die Vorgabe für das harte Kernkapital bei zwei Prozent, nach Basel III soll es bei 4,5 Prozent liegen. Dazu kommen Vorgaben für weiches Kernkapital, für Ergänzungskapital sowie für einen Kapitalpuffer und ein antizyklisches Kapitalpuffer, das sind in der Summe dann zwischen acht und dreizehn Prozent. Das muss eine Bank erst äuffnen.

Zudem brauchen die Banken einen größeren Liquiditätspuffer. Denn mit Basel III wollen die Finanzaufseher verhindern, dass Banken kurzfristige Zahlungsverpflichtungen langfristig refinanzieren. Banken müssen ihren Zahlungsverpflichtungen auch kurzfristig nachkommen können. Schließlich soll das sogenannte Leverage Ratio beschränkt werden. Damit wird geregelt, wie hoch sich Banken verschulden dürfen. Die Banken sehen in einer starken Beschränkung die Gefahr, dass sie Unternehmen und privaten Haushalten viel weniger langfristige Kredite für Investitionen oder für den Hausbau zur Verfügung stellen können.

Es gelten jedoch lange Übergangsfristen, denn erst 2019 sollen die strengen Regeln vollständig zum Tragen kommen. Die Empfehlungen des Baseler Ausschusses müssen zudem erst einmal in nationales Recht umgesetzt werden. Bis sich alle Regierungen, insbesondere aus den G20-Ländern, auf gemeinsame Regeln geeinigt und diese in eigene Gesetze verfasst haben, dürfte noch ein paar Jahre vergehen. Möglicherweise werden dabei auch einige Empfehlungen verändert oder sogar abgeschwächt.

Gleichwohl legt der Kapitalmarkt schon heute die strengen Maßstäbe an – und fordert sogar noch einen weiteren Sicherheitsaufschlag auf die Kernkapitalquote von drei Prozent. Wenn sich eine Bank in Zukunft zu guten Konditionen Geld beschaffen will, muss sie eine harte Kernkapitalquote von mindestens zehn Prozent nachweisen. Die Deutsche Bank hat deshalb schnell gehandelt und eine Kapitalerhöhung von rund 10 Milliarden Euro durchgeführt. Auch wenn mit dem größten Teil davon die Postbank erworben wird, so wird ein erklecklicher Anteil in das Stammkapital gehen.

Die Banken brauchen also Geld, wenn sie die Basel III-Anforderungen erfüllen wollen. Experten rechnen damit, dass die zehn größten deutschen Banken zusätzliches Eigenkapital von rund 100 Milliarden Euro benötigen. Bekommen sie das nicht, müssten sie die vergebenen Kredite um 1.000 Milliarden Euro reduzieren. Für Unternehmen bedeutet das: Deutlich weniger Kredite von den Banken. Für viele ist das eine ernste Gefahr für den laufenden Betrieb und für wichtige Investitionen. Und überbetrieblich dürfte darunter die Konjunktur leiden.

Banken werden aufgefordert, nicht nur neues Eigenkapital zu beschaffen, sondern die risikogewichteten Aktiva, auf die sich die neuen Kernkapitalquoten beziehen, ertragsneutral zu reduzieren, und zwar durch freiwillige Selbstwahl der Kunden. Konkret bedeutet dies, daß Bankkunden, die ein hohes Risiko darstellen, keine Kredite mehr bekommen sollten. Zumindest sollten die Banken einen Preisaufschlag verlangen, wenn sie Kreditlinien ihrer kritischen Firmenkunden mit Eigenkapital decken müssten.

Die Einführung könnte zum Beispiel einer auf die Kreditlinie bezogene Beratungsgebühr angedacht werden, was bisher eher unüblich in der Branche ist. Dadurch stünden den gestiegenen kalkulatorischen Eigenkapitalkosten zukünftig auch dann Erträge gegenüber, wenn die Kreditlinien von den Kunden nicht in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig hätten die Kunden erstmalig einen Anreiz, ungenutzte Teile der Kreditlinien in ihrem eigenen Interesse zu reduzieren.

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